PVT-Kollektoren (Photovoltaik-Thermie) vereinen zwei Technologien in einem Modul: Sie erzeugen gleichzeitig Strom und Wärme. Mit 46 neuen Anbietern allein in 2024 und Deutschland als Top-3-Markt erlebt diese Hybrid-Technologie einen Boom. Doch für wen lohnt sich die Investition?
Was sind PVT-Kollektoren?
Technologie-Prinzip
PVT-Hybridkollektoren kombinieren auf einer Modulfläche:
- Photovoltaik-Zellen: Erzeugen elektrischen Strom aus Sonnenlicht
- Wärmetauscher: Nutzen die Abwärme der PV-Zellen für Warmwasser/Heizung
- Kühlsystem: Erhöht durch Wärmeabfuhr den elektrischen Wirkungsgrad
💡 Kernvorteil
Doppelte Nutzung: PVT-Module erzeugen auf gleicher Fläche sowohl Strom als auch Wärme. Der Gesamtenergieertrag liegt 50-80% höher als bei reiner PV. Die Kühlung der PV-Zellen steigert zudem deren elektrischen Wirkungsgrad um 5-10%.
Aufbau und Komponenten
Ein typisches PVT-System besteht aus:
- PVT-Module: Hybrid-Kollektoren mit PV-Zellen und Wärmetauscher
- Hydraulik-System: Kreislauf für Wärmeträgerflüssigkeit
- Wärmespeicher: 300-1000 Liter für Warmwasser/Heizung
- Wechselrichter: Wandelt PV-Strom in Netzstrom um
- Regelungstechnik: Steuert Wärme- und Stromfluss optimal
- Optional Wärmepumpe: Hebt Temperaturniveau für Heizung an
Marktentwicklung 2024/2025
Anbieter und Verfügbarkeit
Der PVT-Markt wächst rasant:
- 46 neue Anbieter sind 2024 in den Markt eingestiegen
- Deutschland ist Top-3-Markt weltweit für PVT-Technologie
- Preisentwicklung: Durch Wettbewerb -15% gegenüber 2023
- Produktvielfalt: Aufdach, Indach und Freiflächenlösungen
Technologische Fortschritte
| Entwicklung | 2023 | 2025 |
|---|---|---|
| Elektrischer Wirkungsgrad | 18-20% | 20-23% |
| Thermischer Wirkungsgrad | 55-65% | 60-70% |
| Gesamtwirkungsgrad | 65-75% | 70-85% |
| Preis pro m² | €650-850 | €550-750 |
Kosten und Wirtschaftlichkeit
Investitionskosten
Einfamilienhaus (20 m² PVT-Fläche):
- PVT-Module (20 m²): €11.000 - €15.000
- Wärmespeicher (500 L): €2.000 - €3.500
- Hydraulik und Regelung: €2.500 - €4.000
- Wechselrichter: €1.500 - €2.500
- Montage und Installation: €3.000 - €5.000
- Gesamt: €20.000 - €30.000
Kostenvergleich: PVT vs. separate Systeme
| System | Kosten | Dachfläche | Energieertrag |
|---|---|---|---|
| PVT-Hybrid | €20.000 - €30.000 | 20 m² | 4.000 kWh Strom 6.000 kWh Wärme |
| PV + Solarthermie | €17.000 - €25.000 | 30 m² (15 m² PV + 15 m² ST) |
3.000 kWh Strom 7.500 kWh Wärme |
| Nur PV | €12.000 - €18.000 | 20 m² | 4.000 kWh Strom |
Preis-Aufschlag: PVT-Systeme kosten 15-25% mehr als separate PV- und Solarthermieanlagen, benötigen aber 33% weniger Dachfläche und erzeugen mehr Gesamtenergie pro m².
Förderung und Finanzierung
BAFA-Förderung für PVT-Anlagen:
- Solarthermie-Anteil: 30% Basisförderung + 5% Effizienzbonus = 35%
- Geschwindigkeitsbonus: +20% bei Ölheizungsaustausch bis 31.12.2028
- Einkommensbonus: +30% bei Haushaltseinkommen unter €40.000
- Max. Förderung: Bis zu 70% der förderfähigen Kosten (thermischer Teil)
⚠️ Förder-Hinweis
Nur thermischer Anteil förderfähig: Die BAFA-Förderung gilt nur für die Solarthermie-Komponente der PVT-Anlage (ca. 40-50% der Gesamtkosten). Der PV-Anteil ist nicht förderfähig, profitiert aber von der Einspeisevergütung nach EEG.
Effizienz und Leistungsdaten
Energieerträge pro m²
| Technologie | Elektrisch | Thermisch | Gesamt |
|---|---|---|---|
| PVT-Kollektor | 180-220 kWh/m² | 300-400 kWh/m² | 480-620 kWh/m² |
| PV-Modul | 180-200 kWh/m² | — | 180-200 kWh/m² |
| Solarthermie | — | 400-550 kWh/m² | 400-550 kWh/m² |
Kühleffekt und PV-Effizienzsteigerung
Durch die Wärmeabfuhr aus den PV-Zellen sinkt deren Betriebstemperatur:
- Standard-PV: 60-75°C Modultemperatur im Sommer
- PVT mit Kühlung: 35-45°C Modultemperatur
- Effizienzgewinn: +5-15% elektrischer Ertrag durch niedrigere Temperatur
- Jahresertrag: +200-600 kWh zusätzlicher Strom bei 20 m² Anlage
Einsatzszenarien und Anwendungen
Optimal für PVT-Systeme
✅ Ideale Bedingungen
- Begrenzte Dachfläche: Maximale Energieausbeute pro m² erforderlich
- Ganzjähriger Wärmebedarf: Warmwasser + Heizungsunterstützung
- Kombination mit Wärmepumpe: Synergieeffekt durch Quellentemperatur-Anhebung
- Hoher Eigenverbrauch: Sowohl Strom als auch Wärme werden direkt genutzt
- Neubau/Sanierung: Integrierte Planung von Anfang an
Weniger geeignet
❌ Ungünstige Bedingungen
- Ausreichend Dachfläche: Separate Systeme oft günstiger und flexibler
- Nur Warmwasserbedarf: Reine Solarthermie effizienter und preiswerter
- Nur Strombedarf: Reine PV-Anlage mit höherer Fläche wirtschaftlicher
- Keine Heizungsintegration: Thermischer Anteil kann nicht optimal genutzt werden
- Altbau ohne Sanierung: Hohe Vorlauftemperaturen reduzieren thermischen Ertrag
Praxisbeispiele
Szenario 1: Einfamilienhaus Neubau (140 m² Wohnfläche)
- PVT-Anlage: 20 m² (4 kWp elektrisch)
- Wärmepumpe: 8 kW (nutzt PVT-Wärme als Quelle)
- Elektrischer Ertrag: 4.000 kWh/Jahr
- Thermischer Ertrag: 6.000 kWh/Jahr
- Eigenverbrauch: 70% Strom, 90% Wärme
- Jahresersparnis: ca. €1.200
- Amortisation: 16-20 Jahre
Szenario 2: Mehrfamilienhaus (6 Wohneinheiten)
- PVT-Anlage: 60 m² (12 kWp elektrisch)
- Zentraler Wärmespeicher: 1.500 Liter
- Elektrischer Ertrag: 12.000 kWh/Jahr
- Thermischer Ertrag: 18.000 kWh/Jahr
- Mieterstrom-Modell + zentrale Warmwasser-Versorgung
- Jahresersparnis: ca. €3.800
- Amortisation: 12-15 Jahre
Installation und Integration
Planungsschritte
- Bedarfsanalyse: Strom- und Wärmebedarf ermitteln
- Dachprüfung: Statik, Ausrichtung, Verschattung, Neigung
- Systemauslegung: PVT-Fläche, Speichergröße, Hydraulik
- Heizungsintegration: Anbindung an bestehende/neue Heizung
- Förderantrag: BAFA-Antrag vor Auftragserteilung
- Installation: Fachbetrieb für PV und Solarthermie
- Inbetriebnahme: Hydraulischer Abgleich, Regelung optimieren
Technische Anforderungen
- Dachneigung: Optimal 30-45°, möglich 15-60°
- Ausrichtung: Südost bis Südwest (±45°)
- Verschattung: Möglichst frei, besonders vormittags-nachmittags
- Statik: Dachlast ca. 25-30 kg/m² (inkl. Montagesystem)
- Leitungswege: Hydraulik und Elektrik zum Speicher/Wechselrichter
- Speicherplatz: 1-2 m² Grundfläche für Wärmespeicher
Wartung und Betrieb
Wartungskosten
- Jährliche Inspektion: €180-280 (PV + Hydraulik kombiniert)
- Anlagendruckprüfung: Alle 2 Jahre enthalten
- Glykol-Wechsel: Alle 5-7 Jahre, ca. €200-350
- Wechselrichter-Austausch: Nach 12-15 Jahren, ca. €1.500-2.500
- Versicherung: €60-100/Jahr (über Gebäudeversicherung)
Überwachung und Optimierung
Moderne PVT-Systeme bieten:
- Monitoring-App: Echtzeit-Daten zu Strom- und Wärmeertrag
- Fehlerdiagnose: Automatische Meldung bei Störungen
- Ertragsprognose: Wetterbasierte Vorhersage für nächste Tage
- Optimierungsvorschläge: KI-gestützte Betriebsoptimierung
Zukunftsausblick
Technologische Entwicklungen
- Wirkungsgrad-Steigerung: Neue Zelltypen erreichen 24-26% elektrisch
- Bifaziale PVT: Module nutzen auch Rückseiten-Reflexion
- Integrierte Speicher: PVT-Module mit direktem Warmwasser-Speicher
- Building Integration: PVT-Fassaden und Dachziegel-Lösungen
- Preisentwicklung: Weitere -20% bis 2027 durch Skaleneffekte erwartet
Marktprognose
Experten erwarten für Deutschland:
- 2025: 35.000-45.000 installierte PVT-Systeme
- 2027: 80.000-100.000 jährliche Neuinstallationen
- 2030: PVT-Anteil von 15-20% bei Neubauten
- Trend: Kombination mit Wärmepumpen wird Standard
Entscheidungshilfe: PVT ja oder nein?
PVT lohnt sich besonders, wenn:
- ✓ Dachfläche begrenzt ist (unter 40 m² verfügbar)
- ✓ Hoher Warmwasser- UND Strombedarf besteht
- ✓ Kombination mit Wärmepumpe geplant ist
- ✓ Ganzjährige Wärmenutzung möglich ist (z.B. Fußbodenheizung)
- ✓ Neubau oder umfassende Sanierung ansteht
- ✓ Maximale Autarkie angestrebt wird
Separate Systeme sind besser, wenn:
- ✗ Ausreichend Dachfläche vorhanden ist (über 40 m²)
- ✗ Nur Strom ODER nur Wärme benötigt wird
- ✗ Wärmebedarf nur im Sommer besteht (nur Warmwasser)
- ✗ Budget knapp ist (separate Systeme 15-25% günstiger)
- ✗ Maximale Flexibilität gewünscht ist (Systeme unabhängig)
Fazit
PVT-Kollektoren sind eine innovative Lösung für Gebäude mit begrenzter Dachfläche und hohem Energie-Gesamtbedarf. Die Technologie vereint die Vorteile von Photovoltaik und Solarthermie und erzeugt bis zu 3-mal mehr Energie pro m² als reine PV-Anlagen.
Der Markt wächst stark: Mit 46 neuen Anbietern in 2024 und Deutschland als Top-3-Markt sind die Preise um 15% gesunken, während die Effizienz weiter steigt. Die Kombination mit Wärmepumpen erschließt zusätzliche Synergien.
Die Entscheidung für PVT lohnt sich besonders bei:
- Begrenzter Dachfläche (unter 40 m²)
- Ganzjährigem Wärme- UND Strombedarf
- Kombination mit Wärmepumpe
- Neubauten mit integrierter Planung
Bei ausreichend Dachfläche und nur einem Energiebedarf (Strom ODER Wärme) sind separate Systeme meist wirtschaftlicher. Eine detaillierte Bedarfsanalyse durch einen Fachbetrieb ist vor der Entscheidung unerlässlich.
📍 Unsere Standorte: Bobingen (Augsburg) · Gutenzell-Hürbel (Ulm/Memmingen) · Klosterlechfeld
Kostenlose PVT-Beratung
Wir prüfen, ob PVT-Kollektoren für Ihr Projekt geeignet sind und berechnen Ihren Ertrag.
Telefon: +49 8234 9665900
E-Mail: service@heizcenter.de