Hybrid-Heizung: Wärmepumpe + Solarthermie - Die perfekte Kombination 2025
Eine Wärmepumpe allein ist gut. Aber in Kombination mit Solarthermie wird sie besser: Die Sonne erwärmt den Pufferspeicher vor, die Wärmepumpe muss weniger arbeiten, der Stromverbrauch sinkt. Klingt logisch – aber rechnet sich das auch? Hier sind die Zahlen.
Warum Wärmepumpe und Solarthermie kombinieren?
Die Synergie-Effekte
Wärmepumpen und Solarthermieanlagen ergänzen sich perfekt:
Wärmepumpe profitiert von Solarthermie:
- Höhere Vorlauftemperatur im Pufferspeicher
- Reduzierte Laufzeiten der Wärmepumpe
- Höhere Jahresarbeitszahl (JAZ)
- 20-30% weniger Stromverbrauch
- Längere Lebensdauer durch weniger Taktungen
Solarthermie entlastet Wärmepumpe:
- Warmwasserbereitung im Sommer komplett solar
- Heizungsunterstützung in Übergangszeiten
- Entlastung bei Spitzenlasten im Winter
- Optimale Nutzung erneuerbarer Energien
Wirtschaftliche Vorteile
- Geringere Betriebskosten: 20-30% weniger Stromverbrauch als reine Wärmepumpe
- Hohe Förderung: Bis zu 70% BAFA-Zuschuss möglich
- Wertsteigerung: Immobilie erfüllt höchste Energiestandards
- Zukunftssicher: Erfüllt GEG-Anforderungen (65% erneuerbare Energie)
- Unabhängigkeit: Reduzierte Abhängigkeit von Strompreisen
Funktionsweise des Hybrid-Systems
System-Aufbau
Ein typisches Hybrid-System besteht aus folgenden Komponenten:
- Solarkollektoren (8-15 m²): Auf dem Dach montiert, sammeln Sonnenwärme
- Wärmepumpe: Luftwärmepumpe, Erdwärmepumpe oder Grundwasserwärmepumpe
- Kombispeicher (500-1.000 L): Zentrale Wärmespeicherung für Heizung und Warmwasser
- Intelligente Regelung: Koordiniert Solar und Wärmepumpe optimal
- Hydraulische Weiche: Trennt Erzeugung und Verbraucherkreise
- Heizkreispumpen: Hocheffiziente Umwälzpumpen (ErP A)
Funktionsweise im Jahresverlauf
Sommer (Mai - September):
- Solarthermie übernimmt Warmwasser zu 90-100%
- Wärmepumpe steht still (kein Stromverbrauch)
- Maximale solare Deckungsrate
Übergangszeit (März/April, Oktober/November):
- Solarthermie übernimmt Warmwasser zu 50-80%
- Heizungsunterstützung an sonnigen Tagen
- Wärmepumpe ergänzt bei Bedarf
- Optimale Zusammenarbeit beider Systeme
Winter (Dezember - Februar):
- Wärmepumpe übernimmt Hauptlast
- Solarthermie liefert Vorwärmung (10-30%)
- Höhere Quellentemperatur = bessere Effizienz
- Reduzierte Stromkosten trotz Heizbetrieb
Systemvarianten und Auslegung
Variante 1: Sole-Wärmepumpe + Solarthermie
Vorteile:
- Höchste Effizienz (JAZ 4,5-5,5)
- Konstante Quellentemperatur
- Leiser Betrieb
- Ideal für Neubau
Kosten:
- Wärmepumpe mit Erdsonde: 25.000-35.000 €
- Solarthermie (12 m²): 12.000-16.000 €
- Gesamtinvestition: 37.000-51.000 €
- Förderung (50%): 18.500-25.500 €
- Eigenanteil: 18.500-25.500 €
Variante 2: Luft-Wärmepumpe + Solarthermie
Vorteile:
- Geringere Anschaffungskosten
- Keine Bohrung erforderlich
- Flexibler Aufstellort
- Ideal für Bestandsgebäude
Kosten:
- Luft-Wärmepumpe: 15.000-22.000 €
- Solarthermie (12 m²): 12.000-16.000 €
- Gesamtinvestition: 27.000-38.000 €
- Förderung (50%): 13.500-19.000 €
- Eigenanteil: 13.500-19.000 €
Tipp:
Luft-Wärmepumpen profitieren besonders von Solarthermie, da die solare Vorwärmung die niedrigere Quellentemperatur der Außenluft ausgleicht.
Variante 3: Wasser-Wärmepumpe + Solarthermie
Vorteile:
- Sehr hohe Effizienz (JAZ 5,0-5,5)
- Konstante Temperatur
- Kompakte Bauweise
Nachteile:
- Genehmigungspflichtig
- Nicht überall verfügbar
- Hohe Erschließungskosten
Optimale Dimensionierung
Kollektorfläche berechnen
Die optimale Kollektorfläche hängt vom Wärmebedarf ab:
Warmwasser + Heizungsunterstützung:
- Einfamilienhaus (4 Personen, 150 m²): 10-15 m²
- Niedrigenergiehaus: 8-12 m²
- Altbau (unsaniert): 15-20 m²
Faustformel: 0,06-0,08 m² Kollektorfläche pro m² Wohnfläche bei Heizungsunterstützung
Speichergröße
Der Pufferspeicher sollte ausreichend dimensioniert sein:
- Minimum: 50 Liter pro m² Kollektorfläche
- Optimal: 70-100 Liter pro m² Kollektorfläche
- Typische Größen: 800-1.000 Liter für Einfamilienhaus
Beispiel: 12 m² Kollektoren → 800-1.000 L Speicher
Wärmepumpen-Leistung
Die Heizlast bestimmt die erforderliche Wärmepumpen-Leistung:
- Neubau (KfW 55): 40-60 W/m² → 6-9 kW Wärmepumpe
- Sanierter Altbau: 60-80 W/m² → 9-12 kW Wärmepumpe
- Unsanierter Altbau: 80-120 W/m² → 12-18 kW Wärmepumpe
Wichtig:
Eine professionelle Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 ist unerlässlich. Überdimensionierung führt zu Effizienzverlusten, Unterdimensionierung zu Komforteinbußen.
Kosten und Wirtschaftlichkeit
Investitionskosten im Detail
Luft-Wärmepumpe + Solarthermie (Standardlösung):
- Luft-Wärmepumpe 10 kW: 16.000 €
- Solarkollektoren 12 m² (Flach): 6.000 €
- Kombispeicher 800 L: 3.500 €
- Regelung und Hydraulik: 2.500 €
- Installation und Inbetriebnahme: 6.000 €
- Gesamtkosten: 34.000 €
Sole-Wärmepumpe + Solarthermie (Premium):
- Sole-Wärmepumpe 10 kW: 18.000 €
- Erdsonde (100 m): 12.000 €
- Solarkollektoren 12 m² (Röhren): 8.000 €
- Kombispeicher 1.000 L: 4.500 €
- Regelung und Hydraulik: 3.000 €
- Installation und Inbetriebnahme: 8.000 €
- Gesamtkosten: 53.500 €
BAFA-Förderung 2025
Die Kombination wird großzügig gefördert:
Fördersätze:
- Basis-Förderung: 30%
- Geschwindigkeitsbonus (Heizungstausch): +20%
- Einkommensbonus (<40.000 €): +30%
- Maximum: 70%
- Förderobergrenze: 30.000 € pro Wohneinheit
⚠️ Wichtig zur Förderobergrenze:
Die BAFA-Förderung ist auf maximal 30.000 € pro Wohneinheit gedeckelt. Bei 70% Fördersatz bedeutet das: Nur Investitionskosten bis 42.857 € werden voll gefördert. Bei höheren Kosten (z.B. 53.500 € für Sole-WP + Solar) bleibt der Zuschuss bei 30.000 €.
Beispielrechnung (Heizungstausch):
- Gesamtkosten: 34.000 €
- Förderung (50%): 17.000 €
- Eigenanteil: 17.000 €
Betriebskosten-Vergleich
Einfamilienhaus 150 m², Wärmebedarf 15.000 kWh/Jahr:
Alte Ölheizung:
- Energieverbrauch: 1.500 L Heizöl
- Kosten (1,20 €/L): 1.800 €/Jahr
- Warmwasser (Strom): 400 €/Jahr
- Gesamt: 2.200 €/Jahr
Reine Luft-Wärmepumpe (JAZ 3,5):
- Energieverbrauch: 4.286 kWh Strom
- Kosten (0,30 €/kWh): 1.286 €/Jahr
- Gesamt: 1.286 €/Jahr
- Ersparnis vs. Öl: 914 €/Jahr
Hybrid: Luft-Wärmepumpe + Solarthermie:
- Solare Deckung: 30% (4.500 kWh)
- Wärmepumpe: 70% (10.500 kWh)
- Stromverbrauch WP (JAZ 4,0): 2.625 kWh
- Kosten (0,30 €/kWh): 788 €/Jahr
- Gesamt: 788 €/Jahr
- Ersparnis vs. Öl: 1.412 €/Jahr
- Ersparnis vs. reine WP: 498 €/Jahr
Amortisationsrechnung
Szenario: Ölheizungstausch, 50% Förderung
- Investition Hybrid-System: 34.000 €
- BAFA-Förderung (50%): -17.000 €
- Eigenanteil: 17.000 €
- Jährliche Ersparnis: 1.412 €
- Amortisation: 12 Jahre
Nach 20 Jahren Betrieb:
- Gesamtersparnis: 28.240 €
- Abzüglich Eigenanteil: 11.240 € Gewinn
- Rendite: ca. 4,5% p.a.
Hydraulische Einbindung
Variante 1: Serienschaltung
Funktion: Solar erwärmt Speicher, Wärmepumpe heizt nach
Vorteile:
- Einfacher Aufbau
- Geringere Investitionskosten
- Hohe solare Deckung
Nachteile:
- Wärmepumpe kann nicht in oberen Speicherbereich laden
- Leicht reduzierte Wärmepumpen-Effizienz
Variante 2: Parallelschaltung
Funktion: Solar und Wärmepumpe können unabhängig laden
Vorteile:
- Maximale Flexibilität
- Optimale Nutzung beider Systeme
- Höchste Effizienz
Nachteile:
- Komplexere Hydraulik
- Höhere Kosten (+1.000-2.000 €)
- Anspruchsvollere Regelung
Variante 3: Schichtenspeicher mit direktem Solarwärmetauscher
Funktion: Solar lädt direkt in verschiedene Speicherzonen
Vorteile:
- Optimale Temperaturschichtung
- Höchste solare Effizienz
- Kompakte Bauweise
Ideal für: Neubauten und umfassende Sanierungen
Intelligente Regelung und Smart Home
Regelungsstrategien
Priorisierung:
- Solar deckt Wärmebedarf (wenn ausreichend Einstrahlung)
- Wärmepumpe ergänzt bei Bedarf
- Intelligente Vorsteuerung anhand Wetterprognose
Smart Grid Ready:
- Nutzung günstiger Stromtarife (HT/NT)
- Integration PV-Überschuss
- Netzdienlicher Betrieb (SG Ready Label)
PV-Integration
Kombination mit Photovoltaik für maximale Autarkie:
- PV-Überschuss für Wärmepumpe: Eigenverbrauchsquote steigt
- Batteriespeicher optional: Erhöht Autarkie auf 70-80%
- Energiemanagement: Koordiniert PV, Batterie, Wärmepumpe, Solar
- Gesamtkosten: +12.000-18.000 € für 10 kWp PV-Anlage
Praktische Tipps zur Installation
Planung und Vorbereitung
- Heizlastberechnung: Professionelle Berechnung nach DIN
- Dacheignung prüfen: Statik, Ausrichtung, Verschattung
- Aufstellort Wärmepumpe: Schallschutz beachten
- Platzbedarf Speicher: Mindestens 2 m² Grundfläche
- Stromversorgung: Absicherung und Zähler prüfen
Fachbetrieb-Auswahl
Achten Sie auf folgende Qualifikationen:
- Zertifizierung für Wärmepumpen
- Erfahrung mit Solarthermie
- Hydraulischer Abgleich-Kompetenz
- Referenzen für Hybrid-Systeme
- BAFA-Antragserfahrung
Tipp:
Holen Sie mindestens 3 Angebote ein und vergleichen Sie nicht nur Preise, sondern auch Systemauslegung, Komponenten und Service.
Inbetriebnahme und Optimierung
Nach der Installation essentiell:
- Hydraulischer Abgleich durchführen
- Heizkurve anpassen
- Regelung programmieren
- Funktionstest aller Komponenten
- Einweisung in Bedienung
- Monitoring einrichten
Wartung und Betrieb
Jährliche Wartung
Wärmepumpe (150-250 €/Jahr):
- Kältemittelkreis prüfen
- Filter reinigen/wechseln
- Kondensatwasser-Ablauf kontrollieren
- Drücke und Temperaturen überprüfen
Solarthermie (80-120 €/Jahr):
- Solarflüssigkeit prüfen (alle 5-10 Jahre wechseln)
- Druck im Solarkreis kontrollieren
- Kollektoren auf Beschädigungen prüfen
- Pumpe und Regelung testen
Gesamte Wartungskosten: 230-370 €/Jahr
Monitoring und Fehlerbehebung
Moderne Systeme bieten umfassendes Monitoring:
- Smartphone-App für Fernüberwachung
- Verbrauchsstatistiken
- Fehlermeldungen in Echtzeit
- Optimierungsvorschläge
Fazit
Die Kombination von Wärmepumpe und Solarthermie ist eine der intelligentesten Investitionen in moderne Heiztechnik. Mit 20-30% weniger Stromverbrauch als reine Wärmepumpen, hoher BAFA-Förderung bis 70% und Amortisationszeiten von 10-15 Jahren überzeugt das Hybrid-System wirtschaftlich. Die ideale Auslegung erreichen Sie mit 0,06-0,08 m² Kollektorfläche pro m² Wohnfläche und einem 800-1.000 L Pufferspeicher. Besonders Luft-Wärmepumpen profitieren von der solaren Unterstützung, da diese die niedrigere Quellentemperatur ausgleicht und die Jahresarbeitszahl auf über 4,0 steigert.
Checkliste: Ihre nächsten Schritte
- Ist-Analyse: Aktuellen Energieverbrauch ermitteln (Heizung + Warmwasser)
- Gebäudecheck: Dämmzustand, Heizkörper, Dacheignung prüfen
- Heizlast berechnen: Fachbetrieb für DIN-Berechnung beauftragen
- System auswählen: Luft-, Sole- oder Wasserwärmepumpe?
- Angebote einholen: Mindestens 3 qualifizierte Fachbetriebe
- Förderung prüfen: BAFA-Voraussetzungen und Förderhöhe ermitteln
- Finanzierung klären: Eigenkapital + KfW-Kredit kombinieren
- BAFA-Antrag stellen: VOR Beauftragung einreichen
- Installation planen: Zeitfenster mit Fachbetrieb abstimmen
- Nach Installation: Hydraulischer Abgleich und Optimierung
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